"Der sicherste Maßstab der Kultur eines Menschen oder eines Volkes ist ihr Sinn für Wertunterschiede, ihr Sinn für Formen, ihre Verachtung der Mengen. Das sicherste Zeichen der Barbarei und Primitivität ist der Kult der Zahl und der Quantität."

 

Richard N. Graf Coudenhove-Kalergi

 

 

 

 

Der Kulturring Lichtenfels ist bemüht, in Zusammenarbeit mit der Fränkischen Bühne Schloss Massbach regelmäßig niveauvolle Theaterveranstaltungen in der Stadthalle anzubieten.

Denn Theater ist wichtig, Theater ist Begegnung, ist kritische Auseinandersetzung. Es schenkt Momente des gemeinsamen Erlebens von teilweise bekannten Stoffen in anderem Gewand, aber auch von Neuem und Unbekanntem. Theater ist diachron, es greift die Vergangenheit auf, transportiert sie bisweilen in die Gegenwart und hilft dadurch Geschichte zu begreifen. Es ist jedoch auch fiktional, bewegt sich in Sphären des Konjunktivs, liefert Zukunftsoptionen. In erster Linie ist es aber auch eine Begegnungsstätte für Publikum und Kunstschaffende.

Die Unmittelbarkeit des subjektiven Erlebens, die spürbare Authentizität und die personale Nähe sind Trumpfkarten des Theaters, die unsere medial überflutete Alltagswelt nicht im gleichen Maße im Ärmel hat. Das Internet mit seiner scheinbar unbegrenzten Informationsfülle generiert die Illusion einer großen Weltgemeinschaft und doch sind sich die Menschen in unserer Migrationsgesellschaft fremder denn je. Unterschiedliche Lebenswelten treffen im Alltag aufeinander und reiben sich in Unkenntnis der kulturellen und ethnischen Herkunft. Vielleicht kann aber das Theater mit seinen unterschiedlichen Erfahrungsdimensionen eine Akzeptanz und dadurch ein Zueinander herbeiführen, was der Politik und der Wirtschaft weitgehend nicht gelingt. Theater kann ein Ort der vorurteilsfreien Begegnung sein, wo Konflikte spielerisch erlebt und bewältigt werden, wo sich Gegensätzliches mit Unvorhersehbarem trifft und vielleicht gerade dadurch ein Verstehen und Verständnis herbeigeführt wird. Und das geschieht umso intensiver und nachhaltiger als das Theater ein Ort ist, wo Freude und Leid, Glück und Unglück, Hochgefühl und Trauer erlebt werden, was in einer immer gefühlskälter werdenden Konsumgesellschaft einen wichtigen Gegenpool darstellt. Das Oszillieren zwischen Betroffenheit und befreiendem Lachen führt häufig zur Erkenntnis und daraus entsteht neuer Lebensmut. Aber auch Ausgleich, Ablenkung und Erholung liefert das Theater.

Es kann also vieles, das Theater. Mehr als die technischen Medien. Lassen wir uns vereinnahmen und lassen wir es auf uns wirken! Denn Theater ist die tätige Reflexion des Menschen über sich selbst.

Wir wünschen Ihnen, dass sie mit „unserem Theater“ immer wieder aus Ihrem Alltag herausgeführt werden und jeweils neu ins Überlegen kommen, neue Einsichten gewinnen und diese für sich wirksam werden lassen!



                                                Prof. Dr. Stefan Voll (erster Vorsitzender)