Spielzeit 2022/23

„Der Vorname“  Komödie von Matthieu Delaporte und Alexander de la Patelliere

Montag, den 17.10.2022, Beginn 19.30 Uhr

 

Wortwitz und Dialoge in der besten Tradition der französischen kritischen Gesellschaftskomödie treiben atemlos eine Handlung voran, die bei aller Komik auch manchen ahnungsvollen Blick in die Abgründe der Figuren erlaubt.

 

Man kann ja über alles reden. Ein gemütlicher Abend soll es werden auf der schlicht und stilvoll eingerichteten Terrasse des Literaturprofessors Pierre Garaud und seiner Frau Elisabeth. Nur Freunde und Familie sind zu Gast. Für Vincent, einen begnadeten Selbstdarsteller, ist die Runde zu friedlich. Um für »Stimmung« zu sorgen, enthüllt er den fassungslosen Freunden den geplanten Vornamen seines noch ungeborenen Sohnes: Adolphe. Die Debatte um die Frage, ob man sein Kind nach Hitler benennen darf, ist nur der erste Härtetest für die Regeln zivilisierter Kommunikation. Denn die Jugendfreunde Pierre und Vincent sind nun in der Laune, sich endlich einmal ein paar Wahrheiten zu sagen, die man im Interesse eines gedeihlichen Zusammenlebens besser verschweigen würde. Bis sich herausstellt, dass nicht nur in der Weltgeschichte, sondern auch in der jüngsten Familiengeschichte Sprengstoff lagert. Elisabeths und Vincents Mutter Françoise kommt in einer Weise ins Spiel, die sich niemand hat träumen lassen.

 

 

 

„Elling“  Schauspiel von Axel Hellstenius

Montag, den 05.12.22, Beginn 19.30 Uhr

 

Die Art, in der in diesem Stück über die Wechselfälle des Lebens und den Zustand unserer modernen Welt philosophiert wird, ist von unbestechlichem Charme, hat Intelligenz, Witz und zeugt von einem scharfsichtigen Durchblick, den man diesen beiden unheroischen Helden zunächst gar nicht zutraut.

 

Das Leben kann wie ein Hürdenlauf wirken, wenn es Mut erfordert, ans Telefon zu gehen oder ein Restaurant zu durchqueren. Für Elling und seinen Freund Kjell Bjarne sind die alltäglichen Probleme, mit denen sie nach der Entlassung aus der psychiatrischen Klinik konfrontiert werden, eine echte Herausforderung. Um die beiden neurotischen Helden wieder in die »normale« Gesellschaft einzugliedern, stellt ihnen der norwegische Staat eine Wohnung und den Sozialarbeiter Frank, der ihnen mühsam ein paar Regeln beibringt: telefonieren, einkaufen, ausgehen. Nach anfänglichen Katastrophen, astronomisch hohen Rechnungen für Telefonsexanrufe (schließlich muss man das Gelernte anwenden) und einigen emotionalen Krisen entwickeln die beiden aber tatsächlich Spaß am Leben »draußen«. Als die schwangere Nachbarin buchstäblich in ihr Leben stürzt, wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Das Theaterstück von Axel Hellstenius nach dem Bestseller-Roman von Ingvar Ambjørnsen war die Vorlage für den oscarnominierten Spielfilm von Peter Naess.

 

 

 

„Michael Kohlhaas“  Klassiker nach einer Novelle von Heinrich von Kleist

Montag, den 06.02.23, Beginn 19.30 Uhr

 

Heinrich von Kleists Novelle stellt bis heute zeitlose Fragen nach Schuld, Recht, Individuum und Gesellschaft. Sie erzählt von den Mechanismen des Fanatismus und der Verselbständigung von Gewalt.

 

Kohlhaas werden an einer Grenzstation zwei Pferde als Pfand abgenommen. Als er zurückkehrt, findet er die stolzen Rösser halb verhungert und durch Feldarbeit ruiniert. Kohlhaas will Gerechtigkeit. Seine Frau, die ein Bittschreiben für Kohlhaas übergeben soll, wird von der Lanze einer Wache so unglücklich getroffen, dass sie stirbt. Jetzt hält Kohlhaas nichts mehr: Er wird Anführer von rebellierenden Bauern, legt Brände, attackiert Städte und mordet. So lange, bis der Staat dazu gezwungen ist, ihm zuzuhören.

Der Name Michael Kohlhaas steht sowohl für Gerechtigkeitssinn wie für Fanatismus. Doch ab welchem Moment schlägt der Kampf für Gerechtigkeit selbst in Ungerechtigkeit um? Welche Formen des Widerstands sind angemessen und effektiv?

 

 

 

„4Min. 12Sek.“  Stück von James Fritz

Montag, den 27.03.23, Beginn 19.30 Uhr

 

Ein packendes Kammerspiel um sexuelle Gewalt und den Umgang mit sozialen Medien. Was ist wirklich passiert? Offenbaren die sozialen Medien geschehenes Unrecht oder Halbwahrheiten?

 

Jack, 17, ist der ganze Stolz seiner Eltern, David und Di. Sie haben versucht, ihm alles zu bieten, was sie selbst als Kinder nicht hatten. Nun ist er kurz davor, einen glänzenden Schulabschluss hinzulegen, um danach Jura zu studieren. Doch dann taucht ein Video im Internet auf: vier Minuten und zwölf Sekunden, die alles zu ruinieren drohen, wofür die Familie so gekämpft hat. Ein intimes Video von Jack und seiner Exfreundin Cara. Jack schwört, er habe es nicht hochgeladen. Cara schwört, der Clip zeigt eine Vergewaltigung. Die Eltern sind geschockt. Cara ist ein Mädchen aus schlechteren Verhältnissen, kann man ihr trauen, wenn sie mit solchen Anschuldigungen kommt? Da die Figur des Jack nie auftaucht, liegt der Fokus auf den Reaktionen der Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung. Wir werden hineingezogen in die Unsicherheit der Eltern, die zunächst nur leisen, dann immer größer werdenden Zweifel am Sohn und aneinander haben. Schicht um Schicht nähert sich das Stück den Ereignissen, die zum Upload des Videos führten bis zu einem beunruhigenden, verstörenden Finale.

 

 

 

„Trennung frei Haus“  Komödie von Tristan Petitgirard

Montag, den 08.05.23, Beginn 19.30 Uhr

 

Ein ausgeklügelter Plot, Situationskomik und gekonnte Dialogführung zeichnen diese Komödie aus, die 2015 für den Prix Molière nominiert wurde.

 

Eine Liebesbeziehung zu beenden ist niemals schön, also warum nicht jemanden dafür bezahlen, der es für einen erledigt? Genau dafür hat Eric Vence seine Agentur »Trennung frei Haus« gegründet. Als er eines Abends wieder einmal seinen Beruf ausüben und einer armen Frau sagen soll, dass ihr Geliebter beschlossen hat, sie zu verlassen, steht ihm jedoch selbst eine Überraschung ins Haus: Die ›arme Frau‹, der er seine Botschaft überbringen soll, ist Pauline, die Liebe seines Lebens. Die Pauline, die vor sieben Jahren plötzlich und ohne jeglichen Grund aus Erics Leben verschwand. Natürlich sagt Eric Pauline nicht, dass er von ihrem Geliebten Hyppolite zum Schlussmachen engagiert wurde. Die Information, dass er sogar noch vor Pauline von ihrem »brandneuen Singlestatus« weiß, sieht Eric als seinen ganz persönlichen Vorteil. Allerdings rechnet er nicht im Entferntesten damit, dass Hyppolite plötzlich gar nicht mehr von Pauline getrennt werden möchte – und ihr sofort einen Besuch abstatten wird. So trifft sich bei Pauline ein ziemlich merkwürdiges Trio: die Frau, ihr Ex und ihr »zukünftiger« Ex.